Die Bachelor-Arbeit von Nadine Fridez behandelt die Frage, aus welchem Grund Eltern ihre Kinder in den Waldkindergarten schicken. Dazu wurden drei Elternpaare des Waldkindergarten Spitzwald interviewt. Die Stichprobe war mit drei Familien sehr klein gewählt, weil es das Ziel der Arbeit war, möglichst detaillierte Interviews durchführen zu können.

Wichtigste Beweggründe für die Entscheidung Waldkindergarten waren flexiblere Aufnahme-bedingungen, die Überzeugung, dass der Aufenthalt in der Natur für die Entwicklung des Kindes förderlich ist, die gewinnende Persönlichkeit des Waldkinder­gärtners und seiner Praktikantinnen und seine Vorbildrolle als männlicher Erzieher für die Kinder.

Ein negativ gefärbtes Bild der staatlichen Kindergartenein­richtungen wie auch negativ geprägte Erfahrungen im Früh­betreuungsbereich haben die Aufmerksamkeit für qualitativ hochwertige Bildungs­- und Erziehungseinrichtungen geschärft. Die örtliche Nähe zum Waldkindergarten oder aber ein gut organisiertes Transportsystem waren im Entscheidungsprozess von zentraler Bedeutung.

Persönliche Erinnerungen an die eigene Kindergartenzeit hatten einen kleinen bis keinen Einfluss auf das Ent­scheidungsverhalten.

Ähnlich naturorien­tierte und an­throposophische Kin­dergartenkonzepte wurden von den Eltern vorwiegend abgelehnt. Am Wald­kindergarten wird eher begrüsst, dass sich das Curriculum am öffentlichen Lehr­plan orientiert. Privat­kindergärten mit eher leistungsorientierten Konzepten wurden von den Eltern vor­wiegend abgelehnt.

Vorteile erhoffen sich die Eltern für die Kinder im Erlernen von sozialem Ver­halten, im Kennen­lernen der Natur und einer stärkeren in­neren Ausgeglichenheit. Sie versprechen sich eine Förderung der motorischen und geistigen Entwicklung, ein gestärktes Selbstvertrauen wie auch eine Steigerung der Kreativität.

Ein weiterer genannter Faktor ist eine durch den Wald als komplexes Umfeld bedingte erhöhte Eigenverantwortung des Kindes.

Hemmfaktoren bei der Entscheidung Waldkindergarten waren insbesondere kritische Gedanken zum Übertritt in die Regelschule und Ängste bezüglich der Gesundheit des Kindes. Der finanzielle Aufwand, obwohl substanziell, wurde zu Gunsten der Sache selbst von den Familien in Kauf genommen und wog weniger schwer als zu Beginn vermutet wurde. Dies einerseits, weil sich durch hohe Kosten bei der frühkindlichen Betreuung ein Gewöhnungseffekt eingestellt hat, aber auch weil die Investition in die Bildung des Kindes von den Eltern als prioritär betrachtet wird.

Erstkontakte zum Waldkindergarten geschahen vor allem über Gespräche mit benachbarten Eltern von Waldkindern. Auch das Internet war ein wichtiges Medium zum Erwerb von Erstinformationen. Schnuppertage, Gespräche mit dem Erzieher aber auch Standaktionen welche von Eltern und Kindern geführt wurden, konnten letzte Vorbehalte mindern oder gänzlich aus dem Weg räumen.

Folgende Hypothesen wurden aus den Interviews abgeleitet:

  •  Überfürsorglichkeit der Eltern ist eine zentrale Hemmschwelle bei der Wahl eines Waldkindergartens.
  • Prägende Negativerfahrungen in der frühkindlichen Betreuung haben einen Einfluss auf die Kindergartenwahl.

  • Ein Curriculum gemäss dem offiziellen kantonalen Lernplan macht den Waldkindergarten für Eltern attraktiver.

  • Ein liberaleres Einschulungssystem macht den Waldkindergarten insbesondere für erwerbstätige Eltern attraktiver.

  • Qualitätsmängel bei staatlichen Kindergarteneinrichtungen sind der Hauptgrund für die Suche nach alternativen Konzepten.

  • Die pädagogischen Fähigkeiten der Lehrperson wiegen beim Auswahlverfahren stärker als das Kindergartenkonzept.

  • Die Gewährleistung eines Transportdienstes ist ein zentrales Kriterium für einen erfolgreichen Waldkindergarten.